Effizienzsteigerung am Brennersystem

Verbrennungs­luftgebläse

Für eine vollständige Verbrennung ist ein optimales Brennstoff-/Luftgemisch notwendig. Industriekessel­anlagen werden jedoch häufig auch im Teillastbetrieb gefahren. Hier werden sowohl die Brennstoff-, als auch die Luftzufuhr reduziert.

Das Verbrennungs­luftgebläse ohne Drehzahlregelung läuft auch in Teillastbereichen bei Nenndrehzahl, da in diesem Fall die der Verbrennung zugeführte Luftmenge rein über das Schließen von Luftklappen gedrosselt wird. Das Gebläse nimmt dabei eine hohe elektrische Leistung auf, die durch die Drosselung nutzlos verpufft. Wird die Luftmenge vorwiegend durch eine Modulation der Drehzahl des Gebläses verändert, so ist die Leistungsaufnahme in Teillastbereichen sehr viel geringer.

Analog zur Reduktion der Leistungsaufnahme verhält sich auch die Geräuschentwicklung. Alle Anlagen, die häufig und lange in Teillastbereichen betrieben werden, sollten mit drehzahlgeregelten Gebläsen ausgerüstet werden.

Bei einem Brennerlastprofil mit mittlerer Auslastung lassen sich so bereits rund 40 % der elektrischen Energie einsparen. Das macht in der Regel einen 4-stelligen Eurobetrag im Jahr Einsparung aus, wodurch sich ein drehzahlgeregelter Brenner meist innerhalb eines Jahres amortisiert.

Beispiel:

 

Kesselleistung

10 t/h

Brennergebläse

22 kW

Stromeinsparung

etwa 48 000 kWh/a (42 %)

Kosteneinsparung

etwa 6 720 €/a (bei Strompreis 0,14 €/kWh)

Energieeinsparung durch drehzahlgeregeltes Brennergebläse

Energieeinsparung durch drehzahlgeregeltes Brennergebläse

Luftüberschuss

Das Ideal in der Verbrennungstechnik ist die stöchiometrische Verbrennung. Das ist der Fall, wenn alle Brennstoff-Moleküle vollständig mit dem Luftsauerstoff reagieren, ohne dass unverbrannter Brennstoff oder Sauerstoff übrig bleibt.

Wird während des Verbrennungsprozesses zu wenig Luftsauerstoff zugeführt so kann nur eine unvoll­ständige Verbrennungsreaktion stattfinden. Die negative Folge wäre die Entstehung von Kohlenmonoxid, einem hochgiftigen Gas. Wird die Luftmenge zu stark erhöht, haben bereits alle Brennstoffmoleküle mit den Sauerstoffmolekülen reagiert. Die restlichen Sauerstoffmoleküle bilden einen nicht benötigten Überschuss. Da als Verbrennungs­luft üblicherweise die kalte Umgebungsluft verwendet wird, wird mit einem unnötig hohen Luftüberschuss also lediglich diese kalte Verbrennungs­luft aufgeheizt, die gemeinsam mit den Rauchgasen in die Atmosphäre abgegeben wird.

Eine optimale Verbrennungs­luft­einstellung ist also wichtig für die Effizienz und den sicheren, schad­stoff­armen Betrieb. Bedingt durch Luftdruck, Lufttemperatur und Luftfeuchte­schwankungen auf der einen Seite und Schwankungen der Brennstoffqualität, welche in Deutschland in den nächsten Jahren durch die weitere Liberalisierung des Gasmarktes weiter zunehmen werden, auf der anderen Seite muss im Ver­gleich zum theoretischen Optimum als Sicherheit ein gewisser Luftüberschuss eingestellt werden. Die Entstehung von giftigem und explosionsfähigem Kohlenmonoxid muss schließlich unter allen Umständen verhindert werden. Diese Einstellungen werden im Normalfall bei der Inbetriebnahme der Kesselanlage und während der viertel- oder halbjährlichen Wartungsarbeiten vorgenommen und überprüft.

O2- und CO- Regelung am Dampfkessel (vereinfachte Darstellung)

O2- und CO- Regelung am Dampfkessel (vereinfachte Darstellung)

Regelung

O2-Messsonde

CO-Messsonde

Dampf

Rauchgas

Um die Anlagen auch bei wechselnden Bedingungen näher an dem optimalen Betriebspunkt betreiben zu können sind kontinuierliche Mess- und Regel­einrichtungen notwendig. Eine O2-Regelung besteht im We­sentlichen aus einer im Abgasstrom installierten Sauerstoff­messsonde nebst Regelgerät. Diese erfasst dabei kontinuierlich den Restsauerstoffgehalt im Abgas und gibt das Signal an die Brenner­steu­erung weiter, welche die erforderliche Luftmenge nachjustiert.

Seit einigen Jahren sind Kombinationselektroden (O2 und CO) verfügbar. In Kombination mit einer CO-Messung kann der Luftüberschuss λ noch besser an die CO-Grenze gelegt werden. Mit dem Einsatz einer O2- und CO-Regelung des Luftüberschusses kann der üblicherweise bei Volllast eingestellte Luftüberschuss von 3 ... 4 Vol.-% Sauerstoff im Abgas auf 0,5 ... 1,0 Vol.-% Sauerstoff reduziert werden. Bei gleicher Abgas­temperatur entspricht dies einer Verringerung des Abgasverlustes um etwa 1 Prozentpunkt. Beim Brennstoff Öl ist eine CO-Regelung nicht einsetzbar.

Restsauerstoffgehalt und Luftüberschuss bei der O2- und CO-Regelung über der Brennerlast

Restsauerstoffgehalt und Luftüberschuss bei der O2- und CO-Regelung über der Brennerlast

Ohne Regelung

Mit O2-Regelung

Mit CO-Regelung

 

Leistungsanpassung

In Bestands­anlagen, aber gelegentlich auch in Neuanlagen ist eine viel zu große Kesselleistung im Verhältnis zur tatsächlich benötigten Dampfleistung vorhanden.

Die Ursachen hierfür sind häufig:

  • Verringerung des Bedarfs bei bestehenden Anlagen, z. B. durch den Wegfall von Verbrauchern oder der nachträglichen Nutzung vorhandener Wärmerückgewinnungspotentiale
  • Überdimensionierung in der Planung bei Neuanlagen, z. B. durch falsche Bewertung der Gleichzeitig­keits­faktoren der Verbraucher, Berücksichtigung allzu üppiger Leistungsreserven oder ein noch nicht realisierter, bereits berücksichtigter Ausbau der Verbraucher

Die Folge ist eine in Bezug auf die Kesselleistung zu geringe Dampfabnahme und somit eine hohe Anzahl von Brennerein- und -ausschaltungen. Dadurch werden Vorlüftverluste und auch Temperatur­wechsel­spannungen verursacht, die insbesondere bei langen Vorlüftzeiten extrem sein können.

Info zu Vorlüften

Um eine zu große Kesselleistung auszugleichen, können folgende Maßnahmen getroffen werden:

  • Einbau von Schwachlaststeuerungen, die das sofortige Hochregeln nach dem Brennerstart zeitlich verzögern
  • Einsatz von Leistungsreglern, die ermöglichen, den Brenner zeitlich unbegrenzt in der Kleinlaststufe festzuhalten
  • Einsatz von Brennern mit hohem Regelbereich
  • Anpassung der Brennerleistung an die tatsächlichen Anforderungen. Dies bedingt dann eine ent­sprechende Brennermodifikation oder auch den Anbau eines Brenners mit kleinerem Leistungsbereich
Druckverlauf vor und nach der Anpassung der Brennerleistung

Druckverlauf vor und nach der Anpassung der Brennerleistung

Druckverlauf vor der Anpassung
der Brennerleistung

Druckverlauf nach der Anpassung
der Brennerleistung

 

Vorlüften

Vor jedem Brennerstart ist sicherzustellen, dass sich in den Rauchgaswegen keine zündfähigen Gemische befinden. In der Praxis wird dies durch das Vorlüften erreicht. Bevor der Brenner die Flamme zündet, läuft das Verbrennungs­luftgebläse an und presst kalte Umgebungsluft durch die noch auf Siede­tem­pe­ra­tur heißen Rauchgaswege. Die kalte Luft erwärmt sich dabei und entzieht dem Kessel Wärme. Vorgeschrieben ist ein ausreichender Luftwechsel, was besonders bei häufigen Brennerstarts einen nicht unerheblichen Energieverlust darstellen kann.

Die Vorlüftzeit ist in der Regel so zu dimensionieren, dass ein 2 ... 3-facher Luftwechsel, bezogen auf das gesamte Abgassystem, stattfindet. Die Auslegung ist dabei mit der technischen Überwachungsbehörde abzustimmen. Neben der schlechten Wirtschaftlichkeit von häufigen Brennerstarts gehen diese auch zu Lasten der Lebensdauer. Es sind im Idealfall 1 ... 2 Brennereinschaltzyklen je Stunde anzustreben. Bei mehr als 4 Brennereinschaltzyklen je Stunde sollten Maßnahmen zur Verringerung der Brenner­ein­schaltzyklen wie z. B. eine Leistungsanpassung des Brenners getroffen werden.

Info zu Leistungsanpassung

 
Berechnung

Gleichung zur überschlägigen Berechnung der Vorlüftverluste

Q v,Vorlüften = 1,26 ∙ Q· F ∙ ΔT ∙ t ∙ 10-7

 

Qv,Vorlüften

Vorlüftverlust der Anlage [kWh]

Q· F

Feuerungs­leistung der Anlage [kW]

ΔT

Temperaturdifferenz zwischen dem Medium im Kessel und der angesaugten Umgebungsluft [K]

t

Summe aus den Öffnungs- und Schließzeiten des Stellantriebs und der Vorlüftzeit

 
Berechnung

Gleichung zur überschlägigen Berechnung der Feuerungs­leistung der Anlage

 

Q· F

Feuerungs­leistung der Anlage [kW]

D

Dampfleistung [kg/h]

ƞ

Wirkungsgrad Kessel inkl. Economiser [%]

 
Berechnung

Gleichung zur Berechnung der Temperaturdifferenz zwischen dem Medium im Kessel und der angesaugten Umgebungsluft

ΔT = TK − TL = Ts (pm=13 bar) − TL

 

ΔT

Temperaturdifferenz zwischen dem Medium im Kessel und der angesaugten Umgebungsluft [K]

TK

Temperaturen des Mediums im Kessel [K]

TL

Temperaturen der angesaugten Umgebungsluft [K]

Ts

Siede­temperatur des Mediums im Kessel bei einem bestimmten Druck pm [K]

 
Berechnung

Gleichung zur Berechnung der Summe aus den Öffnungs- und Schließzeiten des Stellantriebs und der Vorlüftzeit

t = t1 + t2 + tV

 

t

Summe aus den Öffnungs- und Schließzeiten des Stellantriebs und der Vorlüftzeit [s]

t1

Öffnungszeit des Stellantriebs (etwa 30 ... 60 s) [s]

t2

Schließzeit des Stellantriebs (etwa 30 ... 60 s) [s]

tV

Vorlüftzeit (≤ 120 s) [s]

 
Berechnung
Beispielrechnung zur Ermittlung der Summe aus den Öffnungs- und Schließzeiten des Stellantriebs und der Vorlüftzeit
t = [s] + [s] + [s] = 130 [s]


Beispielrechnung zur Ermittlung der Temperaturdifferenz zwischen dem Medium im Kessel und der angesaugten Umgebungsluft
ΔT = [°C] − [°C] = 170 [K]


Beispielrechnung zur überschlägigen Ermittlung der Feuerungs­leistung der Anlage
Q·F [ kg h ] ⋅ 0,65 % ≈ 6700 [kW]


Beispielrechnung zur überschlägigen Ermittlung der Vorlüftverluste
Qv,Vorlüften = 1,26 ⋅ 6700 [kW] ⋅ 170 [K] ⋅ 130 [s] ⋅ 10-7 = 18,7 [kWh]


Bei durchschnittlich 4 Brennerstarts pro Stunde und einer durchschnittlichen Kessellast von 20% ergibt sich ein Wärmeverlust von 6% der Kesselwärme­leistung.

Hochgerechnet auf eine Laufzeit von 4.000 h/a ergibt sich ein Gesamtwärmeverlust von rund 300 MWh/a, was einen Verlust von etwa 13.500 €/Jahr bedeutet.



Beispielrechnung zur überschlägigen Ermittlung des jährlichen Vorlüftverlusts [MWh]
18,7 [kWh] ⋅ [ h a ] ⋅ [ 1 h ] = 299 [ MWh a ]


Beispielrechnung zur überschlägigen Ermittlung des jährlichen Vorlüftverlusts [€]
299 [ MWh a ] ⋅ [ MWh ] = 13455 [ a ]