Dampfbehandlung, -verteilung und -speicherung

Dampftrocknung

Die sogenannte Dampfqualität wird durch die im Dampfstrom enthaltene Restfeuchtigkeit bestimmt. Möglichst kleine Wasseranteile sind dabei von Vorteil. Dampftrockner können die im Dampf mitge­rissenen kleinen Wassertröpfchen abscheiden. Dadurch werden auch die darin enthaltenen Salze oder Verschmutzungen aus dem Dampf entfernt.

Dampfkessel sind hierfür bereits am Dampfentnahmestutzen mit einem Dampfprallblech ausgerüstet. Durch die Umlenkung des Dampfstroms werden die Wassertröpfchen abgeschieden und fallen zurück in den Wasserraum. Damit wird die Restfeuchte im Normalbetrieb bereits auf 1 ... 3 % reduziert. Für die meisten Anwendungen ist dies ausreichend.

Nur bei sehr schnellen Lastschwankungen auf der Verbraucherseite oder dem Einsatz eines Überhitzer­moduls ist eine weitere Reduzierung der Dampfnässe notwendig. Dies kann durch einen Demister, der mit einem speziellen Drahtgestrick versehen und ebenfalls unterhalb des Dampfent­nahmestutzens an­geordnet ist, erreicht werden. Die Restfeuchtigkeit lässt sich dann auf etwa 0,1 % reduzieren.

Durch Wärmeverluste in der Dampfleitung erhöht sich die Dampfnässe entlang der Rohrleitung, weshalb auch direkt vor Dampfverbrauchern, insbesondere bei Dampfeinsatz zu Trocknungszwecken, ein Dampftrockner eingesetzt werden kann. Im Dampftrockner wird der nasse Dampf tangential in den Trockner geleitet und durch die Zentrifugalkräfte die schwereren Tröpfchen nach außen gedrückt und an der Wand abgeschieden. Im unteren Bereich erfolgt dann eine Umlenkung um 180°, wobei die kleineren Wassertröpfchen abgeschieden werden und Dampf mit einer Restfeuchte von < 0,5 % ausströmt.

Ein Demister, wie er unter der Dampfentnahme im Dampfkessel angeordnet wird

Ein Demister, wie er unter der Dampfentnahme im Dampfkessel angeordnet wird

Dampf­druckreduzierung

Eine Dampf­druckreduzierung kann aus mehreren Gründen erfolgen:

  • Ausgleich der Druckschwankungen im Dampfkessel und damit sehr konstantes Druckniveau für die Dampfverbraucher
  • Trennung von starken Lastsprüngen am Verbraucher von der Kessel­leistungsregelung
  • Verbraucher benötigen unterschiedliche Druckniveaus
  • Verbraucher mit geringerem maximal zulässigem Überdruck als der Dampfkessel

Die Dampf­druckreduzierung erfolgt über sogenannte Druckreduzierstationen, welche entweder motorisch, pneumatisch oder mediumsgesteuert sind. Mediumsgesteuerte Reduzierstationen kommen ohne Hilfsenergie und elektrische Komponenten aus, haben aber mitunter eine schlechtere Regelgüte als motorisch oder pneumatisch gesteuerte Ventile.

Dampfdruckreduzierstation (pneumatisch, motorisch, mediumsgesteuert)

Dampf­druckreduzierstation (pneumatisch, motorisch, mediumsgesteuert)

Absperrventil (Vordruckseite)

Schmutzfänger

Druckanzeiger (Vordruckseite)

Regelventil (pneumatisch)

Regelventil (motorisch)

Regelventil (mediumsgesteuert)

Absperrventil (Hinter­druckseite)

Sicherheits­ventil

Druckanzeiger (Hinter­druckseite)

Druckaufnehmer

 

Dampfverteilung

Dampfverteiler werden eingesetzt, um an einer zentralen Stelle (meist im Kesselhaus) den durch einen oder mehrere Kessel erzeugten Dampf zu bündeln und anschließend auf die verschiedenen Verbraucher des Betriebs, sowie die Aufheizung des Speisewassers, aufzuteilen.

Durch die 180°-Umlenkung des Dampfs vom Erzeuger zum Verbraucher wird der Dampf zudem noch getrocknet, also die Restfeuchte reduziert.

Üblicherweise wird am Dampfverteiler auch der Druck zur druckgesteuerten Kesselfolgesteuerung gemessen.

Vorteile:

  • Bündelung des Dampfs von den Dampferzeugern
  • Verteilung auf die Verbraucher
  • Regelung der Kesselfolgesteuerung
  • Dampftrocknung und Entwässerung
Schematische Darstellung eines Dampfverteilers

Schematische Darstellung eines Dampfverteilers

Zuführende Dampfleitung von Kessel 1

     

Abführende Dampfltg. zur Speise­wasserentgasung

Zuführende Dampfleitung von Kessel 2

 

Reservestutzen für weiteren Verbraucher

Reservestutzen für weiteren Kessel

 

Manostatrohr mit Druckanzeiger (PI) und Druckmessumformer (PIC)

Abführende Dampfltg. zum Verbraucher 1

 

Kondensatleitung zum Kondensatbehälter

Abführende Dampfltg. zum Verbraucher 2

 

Entleerung

 

 

Dampfspeicherung

Der Dampfspeicher dient der Speicherung eines begrenzten Energieinhalts, der bei Druckabsenkung als Entspannungsdampf zur Verfügung steht.

Info zu Entspannungsdampf

Der Einsatzbereich des Dampfspeichers ist:

  • Die Deckung von Spitzenlasten bei kurzzeitiger Überschreitung der Kapazität installierter Dampfer-zeuger (z. B. bei Anfahrprozessen von Verbrauchern, Autoklaven, wenigen großen Chargenprozessen)
  • Die Dämpfung von schnellen Lastschwankungen bei Verbrauchern mit starkem zyklischem Dampfbedarf (z. B. bei kurzen wiederkehrenden Dampf-Verbrauchsspitzen, vielen kleinen Chargenprozessen)
Abbildung eines Dampfspeichers

Abbildung eines Dampfspeichers

Rohrleitungsschema Dampfspeichermodul SAM

Rohr­leitungsschema Dampfspeichermodul SAM

LI

Niveauanzeiger

     

PI

Druckanzeiger

     

TI

Temperaturanzeiger

Speiseleitung

     

Anfahrleitung

     

Chemikaliendosierung

Dampfleitung zu den Verbrauchern

 

Entlüftungsleitung

 

Probe­wasserentnahme­leitung

Aufheizdampf­leitung

 

Überdruckabsicherungsausblaseleitung

 

Ablassleitung und Überlauf

Durch den korrekten Einsatz eines Dampfspeichers ergeben sich folgende Vorteile:

Für den Kessel:

  • Reduzierte Kessel­druckschwankung. Dadurch verringerte mechanische Belastung und höhere Lebensdauer des Kesselkörpers
  • Reduzierung der Schalthäufigkeit der Feuerungs­anlage. Dadurch verringerte Vorlüftverluste und erhöhte Lebensdauer des Kessels

Für die Verbraucher:

  • Abdeckung besonders hoher Lastspitzen. Dadurch kleinerer Dampfkessel möglich
  • Weniger Wassermitriss. Dadurch bessere Dampfqualität

Der Dampfspeicher ist ein dickwandiger, speziell auf die starke Druck­wechselbeanspruchung ausgelegter Behälter. Wie der Dampfkessel unterliegt er auch der regelmäßigen Überwachung und Druckprüfung durch die zugelassene Überwachungsstelle.

Der Dampfspeicher ist zu etwa 50 % mit siedendem Wasser gefüllt und wird mit dem Dampf aus dem Kessel auf den Ladedruck aufgeheizt.

Durch das Öffnen verbraucherseitiger Absperr­einrichtungen wird der Speicher entladen. Dabei reduziert sich der Druck im Speicher. Durch die Druckreduzierung verdampft ein Teil des siedenden Wassers, es entsteht also sogenannter Entspannungsdampf. Die Menge ist dabei umso größer, je größer der Wasser­inhalt des Speichers ist und je tiefer die Druckabsenkung erfolgt.

Info zu Entspannungsdampf

Beim erneuten Aufheizen wird dem Speicher die gleiche Dampfmenge zugeführt die zuvor entnommen wurde. Damit ist es im Regelfall nicht erforderlich, dem Dampfspeicher während des Betriebs zusätz­liches Speisewasser zuzuführen.

Die Möglichkeit des Einsatzes eines Dampfspeichers kann bereits bei der Neuplanung von Kesselanlagen aber auch als Nachrüstung zur Verbesserung in bestehenden Prozessen geprüft werden. Beim Einsatz von Dampfspeichern ist die Einbindung in das gesamte Dampfsystem vom Dampfkessel bis zum Ver­braucher besonders wichtig, da nur bei einem optimalen Zusammenspiel aller Komponenten die Vorteile richtig zur Geltung kommen. Die für den Dampfspeicher entscheidenden Parameter des Prozesses und der Anlage sind in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.

Einflussparameter für die Planung und Dimensionierung eines Dampfspeichers

Einflussparameter für die Planung und Dimensionierung eines Dampfspeichers

Überschreitung der installierten Leistung der Dampferzeuger (Beispiel 1)

Dämpfung eines zyklischen Dampfbedarfs
(Beispiel 2)

Kessel 9 000 kg/h

Kessel 9 000 kg/h

Verbraucherpeak 15 000 kg/h,
insgesamt etwa 350 kg über 260 s

Verbraucherpeak 11 500 kg/h, insgesamt etwa 28 kg pro Peak über 51 s, wiederholt alle 92 s

Dampfspeicher 20 m³ mit 65 % Wasserfüllung

Dampfspeicher 5 m³ mit 50 % Wasserfüllung

Restfeuchte im Dampf bis zu 5 % erlaubt

Restfeuchte im Dampf < 2 %

Speicher geladen nach 700 s

Speicherlade­druck 13 bar und Entladung ≤ 9,3 bar

Speicherlade­druck 12 bar und Entladung ≤ 10,5 bar

Beispielhafte Einsatzfälle eines Dampfspeichers (Vereinfachte und idealisierte Berechnung)

Druckverlauf in einem Dampfspeicher (Beispiel 1)

Druckverlauf in einem Dampfspeicher (Beispiel 1)

Druck im Dampfspeicher

Verbraucherdampfabnahme

Kesseldampf­leistung

Druckverlauf in einem Dampfspeicher (Beispiel 2)

Druckverlauf in einem Dampfspeicher (Beispiel 2)

Druck im Dampfspeicher

Verbraucherdampfabnahme

Kesseldampf­leistung